Esperanza – Hoffnung

Ein merkwuerdiges Gefuehl, was uns da beschlichen hat, als wir an jener staubigen Strassenkreuzung mit dem schoenen Namen „Esperanza“ (dt. „Hoffnung“), an der es nicht viel mehr als eine Tankstelle, ein Hotel und zwei weitere Haueser gibt, sassen. Vor ziemlich genau drei Wochen, auf unserem Weg nach Ushuaia, hatten wir genau an der selben Tankstelle schon einmal getankt und einen Happen gegessen – und nun kreuzten unsere Wege diesen Ort noch einmal. Zum einen fuehlte sich das komisch an, nun nicht mehr in Richtung Sueden unterwegs zu sein sondern nun weiter nach Norden zu fahren. Und zum anderen war dieser Tag auch in anderer Hinsicht ein Wendepunkt unserer Reise: Nachdem mehr als vier Monate lang die Anden unseren Weg begleiteten, hiess es nun, von der Bergwelt Abschied zu nehmen. Und nach mehr als vier Monaten Fahrt entlang der Westseite des suedamerikanischen Kontinents steuerten wir nun erstmals die Ostkueste an, die uns nun fortan gen Norden bringen wird. Insofern ein wohlklingender Name fuer diesen kleinen, staubigen Ort an dem wir sassen: „Hoffnung“. Wir hoffen, dass auch die noch vor uns liegenden Wochen unserer Reise genauso schoen und unvergesslich werden wie die nun hinter uns liegende Zeit in den Bergen.

Es war ein schoener Abschluss fuer uns in den Anden. Von Punta Arena aus (dem Ort des letzten – zugegegebenermassen – schon etwas zurueck liegenden Tagebucheintrags…) fuehrte uns unser Weg zunaechst nach Puerto Natales. Allerdings nicht, ohne noch einmal einen Abstecher zu einer auf dem Weg liegende Pinguinkolonie zu machen, der Kolonie am Seno Otway. Allerdings stellte sich dort mal wieder das uns inzwischen schon bekannte „Superlativ-Problem“ ein: Nachdem man einmal das wohl Beste, Groesste, Schoenste irgendeiner Sache gesehen hat, ist man von den weniger beeindruckenden Nachfolgern immer ein klein wenig enttauescht. Wenn man einmal Machu Picchu gesehen hat, koennen einen Inka-Ruine X und Inka-Ruine Y weit weniger begeistern, als das noch vorher der Fall war. Wenn man einmal vor dem gigantischen Perito Moreno-Gletscher gestanden hat, reizt einen ein aus der Entfernung von 10 km sichtbarer kleiner Gletscher  nicht mehr allzu sehr. Und genauso ging es uns ein wenig mit den Pinguinen am Seno Otway: Nachdem wir noch drei Tage vorher von wirklich tausenden Pinguinen umgeben ueber die „Isla Magdalena“ spaziert sind und voellig hin und weg von diesem unglaublichen Erlebnis waren, machte sich ein klein wenig Enttaueschung in uns breit, als wir am Seno Otway mal hier einen Pinguin sahen und dann da mal wieder einen… Aber die unterhaltsamen Voegel kann man sich ja wirklich immer anschauen und deswegen hat sich der kleine Umweg auf jeden Fall auch gelohnt.

Von Puerto Natales aus haben wir dann einen der Hoehepunkte einer jeden Chile-Reise angesteuert: den Nationalpark „Torres del Paine“. Uebrigens nicht nur ein sehr schoener Ort, sondern ganz sicher auch das teuerste Plaetzchen ganz Chiles. Fuer normalsterbliche Touristen verbietet sich jede andere Option als Zelten von vornherein und in Sachen Verpflegung ist man auch gut beraten, wenn man so viel wie moeglich davon mit in den Park nimmt. Das einzige was wir im Park selbst gekauft haben, waren waehrend eines Motorradausflugs zwei Kaffee, eine Sprite und eine Cola – diese Getraenke allein haben uns sage und schreibe gute 20 Euro gekostet!!! (Obelix wuerde jetzt wohl sagen: „Die spinnen, die Chilenen!“ 😉 )  Der Park selbst war aber auf jeden Fall sehr beeindruckend und mit dem Wetter hatten wir, von einem Regentag abgesehen, auch Glueck.

Der „Torres del Paine“-Nationalpark war dann auch schon unsere letzte Station in Chile, und somit hiess es dann nicht nur Abschied nehmen vom leckeren „Manjar“-Brotaufstrich, koestlichen Avocado-Salaten und einem reichhaltigen Fischangebot in vielen Restaurants, sondern auch von einem Land, in dem wir uns auf jeden Fall auch wieder sehr wohl gefuehlt haben und was uns durch seine wunderbaren Landschaften sehr beeindruckt hat.

Also auf ins Abenteuer Argentinien! Und das bedeutete in den vergangenen Tagen erst einmal fuer uns, sich wieder auf richtig viel Sonne und Waerme einzustellen. Nachdem wir seit unserer Abfahrt aus Santiago doch eher in kuehleren Gefilden, d.h. im suedlichen Patagonien unterwegs waren, hat uns hier (wir sind inzwischen in einem Ort namens „Comodoro Rivadavia“) der suedamerikanisch Sommer wieder eingeholt. Die waermenden Fleece-Pullover koennen nun erst einmal getrost in den hintersten Winkel des Gepaeck gelegt werden, waehrend die Sommersachen und -Schuhe wieder ihren Weg aus den Taschen und Koffern heraus finden. 🙂 Allerdings ist nun auf dem Motorrad (unter Helm und Motorrad-Kombi) auch wieder ordentlich Schwitzen angesagt. Mal schauen, wie das dann im Norden des Landes so wird – dort soll es derzeit Temperaturen von gut 40 bis 45 Grad geben. Uff!

Ordentlich warm wurde es auch gestern schon, als wir einen kurzen Abstecher von der Ruta 3 uber eine Schotterpiste ins Landesinnere gemacht haben, und zwar zu den „Bosques Petrificados“, den versteinerten Waeldern. In einem weiten, wuestenaehnlichen Gebiet liegen dort Reste von Waeldern, die vor 150 Millionen Jahren zu Stein geworden sind. Wirklich faszinierend, wenn man diese Fossilien bewundert und einem dabei die Sinne etwas komplett unterschiedliches sagen. Man schaut diese Baumstaemme an und die Augen sagen einem: „Holz“. Dann wiederum nimmt man diese vermeintlichen Holzstuecke in die Hand und diese sagt einem dann wiederum ganz eindeutig: „Stein“…

Ueberhaupt ist wohl diese Gegend hier ein El Dorado fuer Palaeontologen, denn hier wurden und werden immer wieder viele Fossilien gefunden. In Trelew, wohin wir dann in den naechsten Tagen weiterfahren, gibt es auch ein von unserem Reisefuehrer sehr gelobtes Museum dafuer. Zu den Prunkstuecken des Museums gehoeren u.a. das weltweit einzige Skelett-Exemplar des gehoernten Sauriers, ein Saurier-Ei und eine „mit 30 Zentimetern Groesse (Koerper ohne die Beeine) benuruhigend beeindruckende praehistorische Spinne“.  Wie gut, dass  die letztgenannte Spezies nicht mehr unter uns weilt! 😉

Auf den Weg in den Norden werden wir dann nicht nur das Fossilien-Museum in Trelew besuchen, sondern noch einen weiteren Park mit versteinerten Baeumen und vor allem auch die Halbinsel Valdes, wo man Wale, Pinguine, Seeloewen und Seeelefanten beobachten kann.

Fahren werden wir uebrigens bis ganz in den Norden Argentiniens, denn dort gibt es eines der groessten Natur-Spektakel des Landes zu bestaunen: Die Wasserfaelle von Iguazu. Aber bis wir dort sind, wird schon noch der eine oder andere (Fahr-) Tag ins Land gehen…

3 Kommentare zu “Esperanza – Hoffnung

  1. Steffi

    Super, Schön wieder von euch zu hören!
    Freu mich schon auf die Pinguinbilder! Und bitte mach ein Foto von der Riesenspinne!! 🙂
    Ganz liebe Grüße aus Nürnberg
    Dein Schwesterle

  2. Kerstin

    Hi Sylvie,

    schön, wieder einen so langen Bericht zu lesen! 🙂
    Schöne Weiterreise und genießt noch die Sonne – hier ist es kühler! 😉
    Am 5.3. fliege ich backpackernd nach Indien, freue mich auch schon auf die Wärme und natürlich auf Land & Leute.

    Viele liebe Grüße an euch fahrendes Volk, Kerstin

  3. Kretsche

    Hey Ihr beiden!

    Da habt ihr ja wieder ein paar tolle Fotos und einen sehr eindrucksvollen Bericht hin bekommen. Genießt das schöne Wetter und die Sonne.

    LG Kretsche

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert