Empfang mit Erdbeben

Nach einer Woche fernab der Zivilisation im Suedwesten Boliviens (und damit auch fernab jeglichen Kontaktes mit dem Medium Internet) sind wir nun seit gestern wieder in bewohnteren Gegenden unterwegs. Gestern vormittag haben wir die Grenze zu Chile ueberquert – und wurden dann gleich mal wenige Kilometer darauf von einem heftigen Erdbeben hier im Land empfangen…. Ein Blick auf die einschlaegigen deutschen Nachrichtenseiten imInternet hat uns gerade gezeigt, dass das Erdbeben in Deutschland kein allzu grosses Thema zu sein scheint,aber hier ist es natuerlich gerade sehr praesent: Das Epizentrum des Bebens mit der Staerke 7,7  lag noerdlich von Santiago und hat mindestens 10.000 Menschen obdachlos gemacht und mehrere Menschen getoetet. Auch wir haben es sehr deutlich gespuert. Gluecklicherweise sassen wir aber in dem Moment nicht auf unseren Motorraedern (wie ein anderer Motorradfahrer, den wir gestern auf dem Weg nach Calama getroffen haben und der wohl Muehe hatte, nicht mit seiner Maschine zu stuerzen) sondern standen auf freier Flaeche herum, um ein paar Fotos zu machen. Waehrend des Gespraeches mit einem anderen Reisenden fing auf einmal an die Erde zu schwanken – im ersten Moment dachten wir da schon an ein Erdbeben. Als dann aus dem Vulkan hinter uns eine Rauch-und Staubwolke aufstieg, haben wir dann allerdings eher vermutet, dass ein kleine Vulkanausbruch fuer die schwankende Erde verantwortlich war. Erst 45 km hinter der bolivianisch-chilenischen Grenze, in San Pedro de Atacama, wurden wir dann von den Grenzbeamten (der chilenische Grenzposten liegt tatsaechlich so weit von Bolivien entfernt) darueber aufgeklaert, dass es ein staerkeres Erdbeben in Chile gegeben hat.

Nun sind wir also in Chile, das ja nicht nur das europaeischste aller suedamerikanischen Laender, sondern auch so ziemlich das teuerste sein soll – beides koennen wir nach den ersten 24 Stunden hier nur bestaetigen (zumindest im Vergleich zu Peru und Bolivien). Vor allem was den Strassenverkehr angeht, muss man sich erst mal wieder umgewoehnen. Schoene Asphalt-Strassen, Hinweisschilder, Geschwindigkeitsbegrenzungen  und vor allem Autofahrer, die sich auch daran halten – an all das muss man sich nach 2,5 Monaten erst mal wieder gewoehnen. Waehrend man in Peru und Bolivien alles mit der Hupe und/oder Blickkontakt mit den anderen Verkehrsteilnehmern geregelt hat, laeuft hier auf denStrassen alles relativ geraeuschlos und gesittet ab und man muss sich so langsam auch mal wieder daran gewoehnen, statt der Hupe zum Beispiel auch mal wieder den Blinker zu benutzen…

Allerdings muss man sich auch mit den hiesigen Preisen erst einmal arrangieren – das Preisniveau entspricht so ziemlich den europaeischen Preisen. Ach ja, und nicht nur das Preisniveau selbst ist erst einmal neu und irritierend – auch die Preise selbst sind es. Gestern hinter der Grenze haben wir unsere Motorraeder fuer ueber 35.000 Pesos vollgetankt: Der Kurs liegt irgendwo bei 1 zu 750 und das macht das Umrechnen in Euro nicht gerade einfach. Heute werden wir uns erst mal einen kleinen Taschenrechner kaufen, den wir dann wohl immer dabei haben werden. Die Hotel- bzw. Hostelsuche gestern gestaltete sich zum Beispiel nicht gerade einfach: Da hoerte man dann irgenwelche Tausenderpreise und musste dann mal spontan erst mal alles verstehen (die hohen Zahlen sind aus dem Spanisch-Unterricht ja auch nicht mehr soooo gelaeufig… 😉 )  und zum anderen dann auch noch spontan umrechnen und entscheiden, ob die jeweilige Unterkunft in Frage kommt.

Heute haben wir nun erst einmal einen entspannten „wir kommen erst mal wieder in der Zivilisation an“-Tag eingelegt, denn nicht nur wir, sondern vor allem auch unsere Motorraeder und unsere Sachen haben eine kleine Auszeit noetig. Also steht heute Waesche waschen und Motorraeder putzen auf dem Plan. Die Motorraeder haben seit fast zwei Monaten keine Waschanlage mehr gesehen und sehen auch dementsprechend uebel aus… Vor allem das Salz vom Salar de Uyuny und der Staub und Schmutz der letzten Woche muessen dringend runter. Auch die naechsten drei Tage bleiben die Motorraeder erst einmal stehen, denn wir goennen uns fuer unseren Ausflug in die Atacama-Wueste den Luxus eines Gelaendewagens einer Autovermietung. 🙂 Damit geht es dann unter anderen zum „Valle de la Luna“ (Tal des Mondes), zu den Geysiren von El Tatio und zum Salar de Atacama. Was danach kommt, wissen wir irgendwie noch nicht so richtig, ausser dass es weiter in den Sueden von Chile gehen soll. Wahrscheinlich mit einem kleinen Abstecher nach Mendozza in Argentinien, wo es eine BMW-Werkstatt fuer Motorraeder gibt und wo unsere Maschinen mal durchgecheckt und einige kleinere Reparaturen erledigt werden muessen. Auf jeden Fall werden wir mal den Chile- und Argentinien-Reisefuehrer mit in die Wueste nehmen und uns dann dort Gedanken machen, wie es weitergehen soll mit unserer Suedamerika-Tour. Wir haben ja immer noch im Hinterkopf, Weihnachten und/oder Silvester in Ushuaia, der suedlichsten Stadt der Welt, zu verbringen, da sich dann zu dieser Zeit Reisende aus aller Welt dort treffen um gemeinsam die beiden Feste zu feiern. Mal sehen, wie das bei uns zeitlich so hinkommt. Gegebenenfalls planen wir ansonsten aber auch spontan um.

Etwas ganz wichtiges fehlt an dieser Stelle noch: Ein kurzer Bericht zu dem, was wir so in der vergangenen Woche so erlebt haben. Das ist ganz schoen schwierig, denn es waren sieben Tage, die zwar sehr anstrengend (wir waren nur „Off-Road“ unterwegs), aber auch ausgesprochen erlebnisreich waren…. Mal schauen, ob es heute (etwas spaeter) noch mit einem weiteren Artikel klappt. Ansonsten dann spaetestens nach unserem Ausflug in die Atacama-Wueste. Versprochen! 🙂 

7 Kommentare zu “Empfang mit Erdbeben

  1. Josefine

    Hallo Ihr Lieben,
    unabhängig davon, welchen Stellenwert ein Erdbeben in Chile in den deutschen Medien hat, Erwähnung fand dieses Ereignis durchaus! Und ich bin jetzt so froh, dass es Euch gut geht, ganz ehrlich.

    Herzliche Grüsse aus Berlin
    Josefine

  2. Kai-Summi

    Hallo ihr zwei !!!
    Nun endlich wieder mal was von uns schön das es euch gut geht und ihr euch immer regelmäßig hier im Internet meldet ist irgendwie beruhigend … ach ja was macht ihr Silvester ??? Wir feiern bei uns mit Raclette und Fondue kommt ihr vorbei ??? Silvester ohne dir Denny wird bestimmt nicht lustig fehlst hier ganz schön Silvi du natürlich auch
    Liebe Grüße von uns allen und man hört von einander

  3. Sparvöga

    Endlich wieder ein Lebenszeichen aus Südamerika! 🙂

    Die Geschichte mit dem Erdbeben klingt nicht gut. Da habt Ihr ja echt Glück gehabt….Sind viele Schäden zu sehen?

    Wünsche Euch auf jeden Fall viel Spaß in der Wüste! Hoffentlich fördert die Einsamkeit den Denkprozess hinsichtlich Eurer Weiterreise! 😉

    Lieben Gruß!

    A.

  4. Hörnchen

    Moin,

    diesmal ist es noch schöner von euch zu hören :-):-)
    Hab das mit dem Erdbeben nämlich gestern auf der Arbeit in den Nachrichten gehört und hab nach Feierabend dann erstmal hier geguckt, was ihr als nächstes Ziel angegeben habt und hab dann danach und nach dem Erdbebengebiet bei Google Earth nachgeschaut. Hab dann beruhigt festgestellt, daß ihr zumindest nicht im betroffenen Hauptgebiet seit.
    Wenn ihr nach Ushuaia fahrt, dann bringt mir doch bitte einen kleinen Pinguin mit. Die müßten ja eigendlich jetzt bald schlüpfen, wie wir vor 2 Jahren gelernt haben 🙂

    Viel Spaß in der Wüste
    lieben Gruß
    Claudia

  5. Sparvöga

    Oh ja, einen kleinen Pinguin will ich auch haben 🙂 ! Punguine sind süß!!!

    Wo is’n der weietere Artikel geblieben, wegen dem ich extra noch mal vorbeigeschaut habe? 😉

  6. K+G

    Hallo Ihr Zwei,

    auch wir freuen uns riesig, dass es Euch gut geht, wünschen Euch erst einmal gute Erholung, viel Spass in der Wüste und freuen uns schon auf kommende Berichte und Foto`s.
    Alles Liebe K+G

  7. Erika und Norbert

    Schön, dass ihr in Chile gesund angekommen seit und das Erdbeben ohne Plessuren überstanden habt. wir wünschen gute Weiterfahrt, lasst bald wieder was von Euch hören.
    E & N

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