Live auf Sendung

Und hier nun ein neuer Reisebericht von Denny und Sylvia, bekannt aus Funk und Fernsehen.

Na gut, das mit dem Fernsehen ist uebertrieben 😉 , aber wir waren heute tatsaechlich beim meistgehoerten Radiosender von Azul (die Stadt hat immerhin mehr als 60.000 Einwohner) zu Gast und haben dort ein kurzes Interview zu unserer Reise gegeben. Wie das kam? Lange Geschichte.

Waehrend unserer Reise haben wir hier und da auch andere Motorrad-Reisende getroffen (besonders rund um Silvester in Ushuaia) und von vielen von ihnen gehoert, dass wir es doch auf gar keinen Fall versaeumen sollten, nach Azul zu fahren. „La Posta“ heisst dieser ganz besondere Ort in Azul, an dem sich seit mehr als 12 Jahren Motorrad-Reisende aus aller Welt einfinden. Ein Ort, der zum Verweilen einlaedt und ein Zuhause weit weg von Zuhause ist. Und der auch ein guter Anlaufpunkt ist, wenn es etwas am Motorrad zu reparieren gibt.

Warum also nicht nach Azul fahren, dachten wir uns. Zum einen waere das eine nette Abwechslung zu den langen Fahrtagen in Richtung Norden. Und zum anderen schien  ein kleiner Reparatur-Stopp durchaus angebracht und an der Zeit: Meine Motorradkette hat sich leider bereits seit Rio Gallegos immer wieder unangenehm bemerkbar gemacht und hoerte sich auch irgendwie ziemlich ungesund an…

Unser vermeintlich ruhiger erster Fahrtag in Richtung Azul verlief dann am Nachmittag mal wieder entgegen jeglicher Erwartung ziemlich unruhig: Ca. 50 km vor Rio Colorado machte mein Motorrad bei Tempo 100 auf der Landstrasse ploetzlich ein undefinierbares lautes Gerauesch und Millisekunden spaeter wusste ich auch schon, dass jetzt irgendetwas anders ist als noch vor diesem Geraeusch… Also Vollbremsung und am Strassenrand angehalten und da sahen wir dann auch schon die Bescherung: der Rahmen war kaputt! Zwei Schrauben hatten sich geloest, waren dann hinausgesprungen und ploetzlich sass ich auf einem unstabilen Etwas. Zwar noch durchaus fahrbar, aber meine Begeisterung auf dem definitiv reparaturbeduertigen Motorrad weiterzufahren, hielt sich vorsichtig ausgedrueckt doch sehr in Grenzen… Aber wenn es kommt, dann kommt es meistens recht heftig und auf uns kam zu allem Uebel in diesem Moment auch noch eine richtig boese aussehende Unwetterfront zu. Blitze und Donner inklusive, was irgendwie nicht so richtig schoen ist, wenn man da mitten in der flachen Pampa steht, wo man auf mehrere Kilometer hin mit seinem Motorrad wohl die einzige Erhebung ist (Hallo Blitz, hier darfst du einschlagen!) Tolle Situation, die Wahl zwischen Pest und Cholera…. Mangels Alternativen hab ich mich dann doch fuers Weiterfahren entschieden, mehr als Tempo 50 wollte ich mir und dem Motorrad dann aber doch nicht zumuten. Immerhin: So halbwegs konnten wir dem Unwetter noch entfliehen, aber ordentlich nass geworden sind wir dann trotzdem noch (zum Anziehen der Regenkleidung war es dann auch schon zu spaet). In Rio Colorado angekommen hat Denny zum Glueck innerhalb kuerzester Zeit passende Schrauben fuer den Rahmen auftreiben koennen und das Motorrad repariert. Glueck gehabt, denn dass der Rahmen so bricht, dass er geschweisst werden muss, kommt auch oefter vor als man denkt.

Gestern sind wir dann hier in Azul angekommen und sind von Jorge und Monica, die „La Posta“ betreuen sehr warm und herzlich empfangen worden. Dann konnten wir uns endlich auch selbst ein Bild von dem Ort machen, von dem wir schon so viel gehoert hatten. Ein kleiner Raum neben der Werkstatt, ausgestattet mit allem was der Reisende so braucht, ist nun derzeit unser Schlaf- und Aufenthaltsort. Allerdings mit ganz besonderem Flair: An den Waenden haben sich mit sehr viel Kreativitaet schon viele der vor uns dagewesenen Reisenden verewigt. Eigentlich ist das ganze schwer beschreibar, ich denke, da muessen dann zu gegebener Zeit noch ein paar Fotos ins Netz.

Jorge hat uns dann gestern Abend (wir sind gegen Mitternacht aus der Innenstadt zurueck gekommen) eroeffnet, dass wir heute um 10 Uhr einen Termin beim oertlichen Radiosender haben, um dort ein kurzes Interview zu geben… Hatte er unsere spanischen Sprachkenntnisse doch besser eingeschaetzt, als sie tatsaechlich sind?? Nein, es stellte sich zum Gluck heraus, dass wir in diesem Interview englisch sprechen koennen. Jorges Tochter Penelope studiert Uebersetzung (Englisch – Spanisch) und sollte dementsprechend als Dolmetscherin agieren.

Gross Zeit um darueber nachzudenken hatten wir gluecklicherweise nicht, denn heute morgen ging es dann auch gleich schon zum Radiosender. Ein kurzes Hallo mit dem Moderator, ein kurzer Soundcheck und dann ging es auch schon los.  Jorge erzaehlte den Hoerern von dem bevorstehenden Motorrad-Treffen in Azul und wir zwei Reisenden aus Alemania wurden dann auch ausgefragt: woher wir genau kommen, was wir arbeiten, was wir schon von Argentinien gesehen haben, ob wir schon Azul gesehen haben, warum wir denn nach Azul zu „La Posta“ gekommen sind… Spannend, ein Radio-Interview (und auch gleich live auf Sendung, also keine Aufzeichnung)! Und das dazu auch noch auf Englisch… Die Zeit verging aber wie im Fluge und dann war das ganze auch schon wieder vorbei. Eine interessante Erfahrung.

Die Aussage „bekannt aus Funk (und Fernsehen)“ war uebrigens kein Scherz: Als Denny heute nachmittag unterwegs war, um in einer Werkstatt einen neuen Reifen auf mein Hinterrad aufziehen zu lassen, wurde er tatsaechlich gleich gefragt, ob er denn derjenige sei, der da heute morgen im Radio zu hoeren gewesen war… Tja, so schnell erreicht man (lokale) Bekanntheit! 😉

Leider hat sich heute nachmittag heraus gestellt, dass meine Kette nach fast 20.000 gefahrenen Kilometern ziemlich hinueber, d.h. verschlissen ist. Fuer den Rest der Reise (einige Kilometer stehen uns ja noch bevor) muss somit eine neue Kette samt Zubehoer her. Allerdings: Wie es halt so ist, habe wir zwar vom Oelfilter ueber Bremsbelaege bis hin zu Ersatzschlaeuchen so einiges an Ersatzteilen dabei – nur leider keine passende Kette. Unmoeglich ist es hier wohl nicht, an das passende Maeterial zu kommen, aber es dauert halt wieder mal etwas. Mal schauen, wie es weitergeht.

Uebrigens haben wir hier inzwischen angenehme 10 Grad weniger als noch vor einigen Tagen… Die sind hoffentlich inzwischen in Deutschland per Luftpost angekommen? 🙂

4 Kommentare zu “Live auf Sendung

  1. Hörnchen

    Moin moin,

    nee also in Bremen ist von den 10 Grad noch nix angekommen 🙁 Regen, Regen und noch mehr Regen sind hier angesagt mit um die 5 Grad.

    Azul kannte ich bisher nur als eine Kaffeevertreiberfirma in Bremen. Gibts denn da neben Motorradwerkstätten und Radiosendern auch Kaffeanbau? Würd mich ja dann doch interessieren, warum die Firma so heißt.

    Habt ihr denn auch einen Mitschnitt der Radiosendung mitbekommen? Ihr erlebt aber wirklich nur spannend Sachen. Ich hoffe Sylvia, wir sehen uns bald nach eurer Rückkehr wieder und du erzählst noch mehr interessanter Erlebnisse 🙂

    Lieben Gruß
    Claudia

  2. Sparvöga

    Huhu!

    Sag mal Sylvia, wenn du dann als Berühmtheit zurück nach Tschörmänie kommst…gibst du dich dann eigentlich noch mit dem Normalbürger ab… 😉 ? Oder verkehrst du dann ausschließlich mit Deinesgleichen und schwebst nur noch über die roten Teppiche des Landes *gg* ?

    Ganz liebe Grüße

    A.

  3. Steffi

    Hey Ihr Zwei Berühmtheiten,

    hab ich ein Glück, dass ich mit einer der Berühmtheiten verwandt bin 🙂 Das ist ja mal echt abgefahren. Super Sache! Aber würd mich auch interessieren, ob es irgendwie möglich ist, dass ihr nen Mitschnitt davon bekommt, dass man sich das mal original anhören kann. Wäre super!
    Die 10 Grad sind übrigens in Nürnberg angekommen (da in Bremen anscheinend nicht, aber ich schicks dann gern weiter Richtung Norden von Deutschland!)

    Ganz ganz liebe Grüße und freu mich schon wieder auf Fotos!
    Dein Schwesterle

  4. N+E+J

    Seid uns gegrüsst, Ihr Stars des Radios!
    Leider reichten die Funkwellen nicht bis zum Regionalsender Reichenbach rüber, daher würden wir uns ebenfalls über einen Mitschnitt freuen ;-).
    Mögen Eure Moped’s recht bald wieder einsatzbereit sein.
    Die Sonne lacht in Reichenbach, doch nur bei 2°C Wärme.
    Eine gute Weiterfahrt. Wir denken an Euch und zählen die Wochen bis zum Wiedesehen.
    Herzliche Grüsse von Norbert+Erika+Josefine

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert