Am Vulkankrater

Es gibt sicherlich nicht allzu viele Menschen auf dieser Welt, die sagen koennen, schon einmal am Kraterrand eines noch aktiven Vulkans gestanden und einen Blick ins Innere der Erde geworfen zu haben – seit gestern koennen wir uns zu diesen Menschen dazu zaehlen. Wir sind auf den fast 3.000 Meter hohen Vulkan Villarrica gestiegen, haben von dort aus den fantastischen Ausblick auf die Wolken sowie auf entfernte Berge genossen und haben in den Vulkankrater geschaut.

Vor dem Vergnuegen stand jedoch erst einmal die Arbeit, und dies bedeutete: Sechs Stunden auf den Berg steigen, und zwar von 1.200 Meter auf ca. 2.840 Meter, und das war stellenweise doch verdammt ANSTRENGEND. Gut, ungefaehr 400 Hoehenmeter haette man sich durch die Benutzung des Liftes sparen koennen, aber die Agentur, mit der wir den Aufstieg unternommen haben, fuehrt nur Touren durch, die die Benutzung des Liftes nicht einschliessen. Und das auch aus gutem Grund: Der Sessellift stammt ungefaehr aus den 50er Jahren, hat keine Sicherheitsbuegel und ist generell in einem sehr schlechten Zustand (von all dem konnten wir uns dann auch am Berg selbst ueberzeugen).

So hiess es also frueh um 4 Uhr fuer uns aufstehen (was fuer eine Zeit…), um 5.15 Uhr gab es in den Rauemen unserer Agentur Fruehstueck und um 5.45 Uhr hiess es dann umziehen und Rucksaecke packen. Und die waren recht schwer, denn nicht nur Verpflegung und genuegend Wasser fuer den Aufstieg waren dort enthalten, sondern auch Steigeisen, Helm (fuer den Abstieg, aber dazu spaeter noch), Sonnenschutz, Iso-Handschuhe, Eispickel etc. wollten irgendwo untergebracht werden. Unsere kleine Gruppe bestand aus fuenf Aufstiegs-Willigen und zwei Guides und zusammen ging es dann zunaechst mit dem Auto auf die bereits erwaehnte Hohe von ca. 1.200 Metern. Dann ging es, zunaechst noch mit normalen Bergschuhen und spaeter dann mit Hilfe von Steigeisen, immer hoeher. Mal ueber Gestein, groesstenteils aber doch ueber Schnee. Die Steigungen hatten es auch ordentlich in sich, zum Teil betrugen sie 35 Prozent – uff!! Im Internet hatten wir vorab schon wahre Horrorgeschichten ueber die Besteigung des Vulkans gelesen, wie unglaublich anstrengend der Aufstieg sei. Gluecklicherweise bewahrheiteten sich diese Geschichten nicht ganz: Es war schon sehr anstrengend, ganz klar, aber wir waren keinesfalls dem Tod naeher als dem Leben und beim Erreichen des Gipfels noch durchaus in der Lage, einen Fuss vor den anderen zu setzen. Trotzdem sind wir seit diesem Aufstieg der Meinung, dass Bergsteiger irgendwie eine… aehem..  komische Spezies Mensch sein muessen. 😉

Gluecklich, endlich nach sechs Stunden Schinderei den Gipfel erreicht zu haben, haben wir dann von dort oben den tollen Blick ueber die Wolken genossen und vor allem auch einen Blick in den Vulkankrater geworfen. Leider konnten wir nicht allzu lange oben bleiben, da an diesem Tag eine grosse Gaswolke (vor allem soll es wohl Schwefel sein, was da oben rauskommt) das Atmen sehr schwer machte. Magma haben wir leider auch keins sehen koennen – an anderen Tagen soll dies wohl moeglich sein. Aber gut, wir waren ueberhaupt schon froh dass es mit dem Aufstieg noch geklappt hat, denn schon am Tag zuvor sind wir vergeblich um 4 Uhr morgens aufgestanden, da das Wetter (hier regnet es sozusagen seit unserer Ankunft ununterbrochen) keinen Aufstieg zuliess.

Der Abstieg war dann nateurlich ein Leichtes, vor allem weil es hier eine ganz besondere Abstiegsmethode gibt: Runter rodeln. Ausgestattet mit einem speziellen Schutz fuer den Allerwertesten und den Eispickel als Bremse nutzend sind wir ueber weite Strecken den Berg hinuntergerutscht und das war ein riesengrosser Spass!! 🙂 Koennte man glatt oefter haben, wenn der Aufstieg nicht so verdammt anstrengend waere (regelmaessige Vulkanaufstiege ersetzen glaube ich auch jeden „Bauch, Beine, Po“-Kurs in den Fitness-Studios dieser Welt… 😉 )  Um 16.30 Uhr waren wir wieder zurueck in Pucon. Ziemlich erschoepft zwar, aber auch mit dem Gefeuhl, was ganz besonderes erlebt zu haben!

Morgen werden wir nun weiterfahren in Richtung Puerto Montt, dort ein bis zwei Tage bleiben und dann mit der Faehre auf die Insel Chiloe uebersetzen. Wenn wir dann nach zwei, drei Tagen wieder zurueck auf dem Festland sein werden, geht es dann von Chaiten aus ueber die beruehmte „Carretera Austral“ weiter in Richtung Sueden. Hoffentlich werden wir in den naechsten Tagen und Wochen wieder besseres Wetter haben als hier, denn seit vier Tagen haben wir hier sozusagen Dauerregen… Nicht so schoen. Allerdings sind wir dahingehend auch etwas verwoehnt, denn in den ersten drei Monaten unserer Reise hatten wir eigentlich kaum Regen und schon gar nicht ganze Regentage. Aber wir haben die Zeit hier trotzdem ganz gut genutzt: Von unserem Vulkanaufstieg abgesehen haben wir auch einen kurzen Ausflug an die argentinische Grenze gemacht, um den Vulkan Lanin zu sehen (der als einer der schoensten gilt) und heute waren wir in einem Nationalpark mit dem unaussprechlichen Namen Huerquehue wandern.

3 Kommentare zu “Am Vulkankrater

  1. K+G

    Hallo ihr Zwei,

    Glückwunsch zu diesem einmaligen Erlebnis
    einen Vulkan zu erklimmen.
    Auch die letzten Foto`s sind wieder fantastisch!
    Weiterhin viel Spass, ein wenig Sonnenschein und allzeit gute Fahrt wünschen
    K+G

  2. Hörnchen

    Moin,

    da freu ich mich schon auf die Fotos.
    So eine Tour würde mich auch mal interessieren (also das Bergsteigen vorher nicht unbedingt, aber wenn es sich nicht vermeiden läßt…)

    Viel Spaß beim Weiterfahren (mit Muskelkater?)

    Lieben Gruß
    Claudia

  3. Sparvöga

    Tapfer, tapfer! Ich kann mich noch daran erinnern, wie ich mal mit meinem Onkel und meiner Tante in Schottland auf einen Berg hochgestiegen bin und am Ende total fertig war – und dabei haben wir vermutlich nicht mal die Hälfte an Höhenmetern überwunden. Schlimm fand ich vor allem die Kälte. Ich dachte, ich kriege keine Luft mehr. Insofern habt Ihr meinen vollen Respekt!!!

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