Nachtrag Bolivien

Wie versprochen gibts heute noch einen Bericht zu unserer Woche im Suedwesten Boliviens – und damit dann heute gleich den zweiten Tagebuch-Beitrag. 🙂

Ein Blick auf unsere „Ging verloren“- und „Muss repariert werden“-Liste zeigt, dass es die Woche ganz schoen in sich hatte: Motorschutz von Dennys Motorrad (kaputt gegangen in einem Geroellfeld), Brems- und Kupplungshebel von meinem Motorrad (verbogen bei diversen Umfallern), Wassersack 1 (irgendwo in der Wueste verloren gegangen – gluecklicherweise schon fast leer), Wassersack 2 (Kappe verloren und ausserdem inzwischen undicht), Bein-Reissverschluss von Dennys Motorradhose (rausgerissen), Reissverschluss von Dennys Tankrucksack (funktioniert nicht mehr), meine Uhr (irgendwo auf dem Salar de Uyuni verloren gegangen….). Dennoch war es eine unvergessliche Woche.

Tag 1: Vom kleinen Wuesten-Dorf Uyuni aus ging es mit dem Motorrad 20 km zum Salar de Uyuni. Ein wirklich unglaubliches Gefuehl, mit dem Motorrad ueber diese grosse, weite, weisse Ebene zu fahren! Auf 172 km/h Hoechstgeschwindigkeit (gemessen mit GPS) hat Denny es mit seinem Motorrad gebracht, denn (Zitat Denny) „mehr war aufgrund des vielen Gepaecks nicht drin“. 😉 Auf dem Salar, direkt hinter der Kakteen-Insel „Incahuasi“, haben wir dann fuer die Nacht unser Zelt aufgeschlagen – das war dann wirklich mal ein exklusiver Camping-Ort!

Tag 2: Sonnenaufgang auf dem Salar de Uyuni – dafuer steht man dann gern mal so richtig zeitig auf! Weit und breit keine anderen Touris, nur der Salar, die Sonne und wir. Einfach schoen! Nach einem ausgedehnten Fruehstueck und einem kleinen Spaziergang durch die riesigen Kakteen fuehrte uns der Weg dann schon wieder weg vom Salar, in Richtung eines kleinen Dorfes namens „San Juan“.  Und der bedeutete fuer mich: Zum ersten Mal Fahren im (zum Teil Tief-) Sand. Habe ich tatsaechlich irgendwann mal ueber Schotterpisten gemeckert?? Ich wusste ja nicht, was es sonst noch so an (mehr oder weniger gut befahrbaren) Untergruenden gibt… 😉 Von Fahren konnte somit auch weniger die Rede sein als von „irgendwie vorwaerts kommen“. Am Abend sind wir durch Zufall in einem kleinen Salzhotel gelandet, eine wirklich nicht alltaegliche Schlafstaette. Das Hotel ist- bis auf diverses Inventar –  komplett aus Salz gebaut, war urgemuetlich und bot dazu auch noch ein leckeres Abendessen und ein gutes Fruehstueck. Was will man nach einem so anstrengenden Fahrtag mehr?

Tag 3: Weiter auf mehr schlecht als recht ausgebauten Pisten: Schotter, Sand, Wellblech… Getoppt wurde das alles allerdings dann am fruehen Abend, als es bergauf ueber ein riesiges Geroellfeld ging: Von da an hiess es fuer Denny dann jeden Streckenabschnitt  zwei Mal fahren (bzw. laufen), einmal mit dem eigenen und einmal mit meinem Motorrad – ich habe da kapitulieren muessen. Oben auf dem Berg haben wir dann unser Zelt aufgeschlagen und die Nacht verbracht.

Tag 4: Ein unglaubliches Anden-Bergpanorama mit aufgehender Sonne – der Anblick entschaedigte zwar nicht fuer alles 😉 aber doch einiges an Fahr-Strapazen. Aber es ist ja auch immer das gleiche mit den miesen Pisten: Je schlechter sie sind, desto toller sind die Landschaften, durch die sie fuehren. So auch in diesen Tagen: Vulkane, Salzseen und weite Wuesten-Ebenen haben uns fasziniert. Aber zunaechst mal ging es weiter durch das Geroellfeld – diesmal bergab, weiter in Richtung Lagunen. Wieder musste Denny sowohl mit seinem als auch mit meinem Motorrad ueber unglaubliche Stein-Passagen fahren (irgendwo dort verabschiedete sich auch der Motorschutz von seinem Motorrad), aber irgendwann war es dann doch geschafft: Geroell ade!  🙂 (Wir hatten schon im Internet von dieser schwierigen Passage gelesen, dort war von 3 Stunden fuer 2 km die Rede. Denny hat heldenhaft pro Motorrad dann insgesamt nur gute 20 – 30 Minuten gebraucht…)  Ueber den Rest des Tages hinweg haben sich dann fuenf traumhaft schoene Lagunen mit alptraumhaft unschoenen 😉 Sand-Pisten abgewechselt. Am Abend haben wir dann durch Zufall mitten drin im Nirgendwo ein kleines Wuesten-Hotel entdeckt und konnten somit in dieser Nacht unser Zelt gegen ein luxurioeses Zimmer tauschen.

Tag 5: Weiter gings in Richtung Laguna Colorada und das weitestgehend wieder nur ueber Sand… Spass machte das mit dem vielen Gepaeck nicht wirklich. Unterwegs haben wir eine Gruppe argentinischer Motorradfahrer getroffen, die mit ihren BMWs ebenfalls in der Wueste unterwegs waren. Allerdings hatten sie einen Gepaeckwagen dabei, so dass sie unbeschwert ohne Gepaeck, Reifen, Benzin-Kanister und Wassersaecke fahren koennen. Wie gern haetten wir in diesem Moment mit ihnen getauscht!! Aber auch wir haben irgendwann am fruehen Abend unser Tagesziel, die Laguna Colorada erreicht und uns ueber die Unterkunft in einer kleinen Pension, die wir noch gefunden haben, gefreut. (Waehrend es tagsueber immer sehr heiss ist, fallen die Temperaturen nach Sonnenuntergang immer recht fix in den Minusgrad-Bereich…)

Tag 6: Fruehstueck mit Blick auf die Laguna Colorado – auch wieder unglaublich schoen! Weiter ging es an diesem Tag ueber eine fuer diese Gegend richtig gute Strasse in Richtung Laguna Verde. Alles lief super, wenn da nicht ein kleines, aber nicht unwesentliches Problem gewesen waere: Unser Benzin neigte sich langsam aber sicher dem Ende entgegen. (Letzter Tank-Stopp war in Uyuni, die naechste Tankstelle kam erst in San Pedro de Atacama in Chile.) Als sich dann abzeichnete, dass wir wohl definitiv nicht mehr bis zur chilenischen Grenze kommen werden, haben wir angefangenan jeden uns entgegen kommenden Jeep anzuhalten und nach Benzin zu fragen, aber das Glueck war leider nicht auf unserer Seite: Die meisten hatten ebenfalls nur knapp kalkulierte Benzin-Reserven vorbei. Oder fuhren Diesel. Oder, oder, oder… An einer schoenen Lagune mit einem kleinen Restaurant haben wir dann beschlossen erst weiterzufahren, wenn wir irgendwoher mindestens 5 Liter Benzin erhalten haben. Denn an dieser Stelle uebernachten waere doch besser als irgendwo in der Pampa ohne Benzin dazustehen… Dann hiess es warten, und wieder haben wir jedes Auto angehalten, das vorbei kam (ok, auf dieser Strecke kommen nicht viele Autos vorbei…) – aber Fehlanzeige! Nix mit Benzin. Nicht mal die Mitleids-Masche (Motorradunfall und Benzin ist ausgelaufen, vorgetragen mit einem entsprechenden Gesichtsausdruck von mir 😉 ) hat funktioniert. Benzin ist eben ein knappes Gut in diesen Gegenden… Nach ca. 2 Stunden haben wir dann zumindest das Mitleid des Restaurant-Inhabers erweckt, d.h. er fragte dann ebenfalls alle vorbeifahrenden Autos nach Benzin fuer uns. Ob es daran lag oder wir einfach nur Glueck hatten: Auf einmal haben wir von zwei Autos Benzin bekommen, so dass wir dann doch noch weiterfahren konnten. Allerdings haben wir erst lange nach Einbruch der Dunkelheit die Laguna Verde erreicht, so dass wir als wir an ihr entlang fuhren, nicht viel mehr als einen Blick im Mondlicht auf sie erhaschen koennten. Schade! Dafuer haben wir ein kleines Hostel am der Laguna Blanca gefunden, in der wir die Nacht verbringen konnten.

Tag 7: Ziel erreicht!  Am Vormittag sind wir ueber die Grenze nach Chile gefahren!

Ein Kommentar zu “Nachtrag Bolivien

  1. Hörnchen

    Oh, hier ist ja noch ein Bericht.
    Fiel mir gerade auf, weil bisher bei Bolivien immer ne 6 in der Klammer stand und nun war es heute Abend eine 7 (jetzt aber bitte nicht fragen, warum ich mir so was merke, ich weiß es auch nicht *schulterzuck*). Und da entdeckte ich diesen unter dem neuen Bericht.

    Ich hoffe ihr habt ein paar Fotos von dem Salzhotel gemacht, das würd mich echt mal interessieren, wie so was aussieht. Von Eishotels oder Eisbars hört man ja inzwischen öfter was, aber von Salzhotels hab ich noch nix gehört.
    Nach Erholungsurlaub klingt das aber wahrlich alles nicht. Da habt ihr euch den, zwar absolut unfreiwilligen, Aufenthalt jetzt in Santiago aber mal verdient.

    Gruß
    Claudia

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert